Eine Stadt auf dem Radweg: Bogotá

Bogotá Stadt der Fahrräder ist kein Zufall: Über die Hauptstadt Kolumbiens lässt sich unendlich viel sagen – Hunderte von Fakten, Tausende von Zahlen, unzählige Geschichten. Doch eines steht fest: Bogotá ist eine Stadt der Radwege.

Ein bisschen über Bogotá

Bogotá ist keine kleine Stadt – im Gegenteil, sie ist ein echter Gigant. Sie ist in 20 Stadtbezirke unterteilt, in denen sich über 1.900 Stadtviertel befinden.

Außerdem erstreckt sich die Stadt über 33 Kilometer von Süden nach Norden und 16 Kilometer von Osten nach Westen. Die Bevölkerung liegt bei etwa 7.150.000 – zusätzlich zur sogenannten „fluktuierenden Bevölkerung“ (Menschen ohne festen Wohnsitz oder Touristen).

Bogotá ist zugleich das politische, wirtschaftliche, administrative, industrielle, künstlerische, kulturelle, sportliche und touristische Zentrum Kolumbiens. Daher ist Mobilität ein zentrales Thema.

Diana Perez © Solkes

Wer hier lebt, weiß: Der Verkehr ist ein echtes Problem. Die Straßen sind chronisch überfüllt, Staus sind an der Tagesordnung. Deshalb muss man seinen Tag gut planen, denn es ist kaum möglich, mehrere Orte an einem Tag zu besuchen – die Entfernungen in Bogotá sind eine echte Herausforderung.

Laut einer Studie der Ingenieursfakultät der Universidad Libre werden im Bezirk Suba die meisten Fahrradfahrten unternommen – über 73.000 pro Jahr. Darauf folgen Engativá mit 64.500 und Bosa mit 62.000 Fahrten.

Die Entstehung der Radwege

Doch zum Glück hat sich Bogotá in den letzten Jahrzehnten verändert. Schon früh wurden spezielle Radwege, sogenannte Ciclorrutas, angelegt. Diese Infrastruktur besteht aus exklusiven Fahrspuren für den Fahrradverkehr.

Nessa Twix © Solkes

Insgesamt erstrecken sich die Ciclorrutas über 440 Kilometer. Es gibt 30 Routen, von denen fünf länger als 20 Kilometer sind. Die längste ist der Nord-Süd-Korridor „Norte-Quito-Sur“ mit 26,5 Kilometern. Hinzu kommt, dass viele Routen miteinander verbunden sind, was das Radfahren erleichtert.

Bei der Planung wurden die Morphologie und Topografie der Stadt berücksichtigt. Von Nord nach Süd ist Bogotá relativ flach, während es von Ost nach West erhebliche Steigungen gibt.Zur besseren Strukturierung unterscheidet man drei Netztypen:

1. Hauptnetz: Verbindet direkt die wichtigsten Stadtzentren.

2. Sekundärnetz: Verbindet Wohnviertel oder Anziehungspunkte mit dem Hauptnetz.

3. Ergänzungsnetz: Schließt Lücken und sorgt für Kontinuität im Gesamtsystem.

Trotz dieser positiven Entwicklungen ist nicht alles ideal. Die Radwege und Radfahrer sind – wie auch andere Teile der Stadt – zunehmend von Kriminalität betroffen. Besonders betroffen sind die Bezirke Usaquén, Suba, Kennedy, Tunjuelito und Ciudad Bolívar, in denen es viele Fahrraddiebstähle gibt.

Weitere Probleme

Obwohl Bogotá eines der größten Radwegenetze in Lateinamerika hat, nutzen viele Radfahrer lieber die normalen Straßen – was gefährlich ist. Doch warum ist das so? Viele Nutzer kritisieren die Ciclorrutas wegen fehlender Beleuchtung, Schlaglöchern, offener Gullydeckel und mangelnder Sicherheit.

Deshalb wurden Apps entwickelt, mit denen gefährliche Zonen gemeldet werden können. Interessanterweise stimmen die Daten dieser Apps oft mit offiziellen Statistiken überein.

Ein weiteres zentrales Problem: Fahrradparkplätze. Es gibt schlichtweg zu wenige – und die vorhandenen sind oft unsicher.

Diana Perez © Solkes

Einige sichere Abstellmöglichkeiten in Bogotá:

Bavaria: 99 Plätze auf dem Firmengelände.

Centro Comercial Santa Fe: 600 kostenlose Plätze im Stadtteil Mirandela (Suba), mit guter Beschilderung und Sicherheit.

Fundación Santa Fe: Öffentlich zugänglich mit 50 Plätzen.

Parking International – La Enseñanza: In Chapinero, 40 Plätze, drei Zugangszonen.

Universidad de Los Andes: 440 Fahrradplätze ausschließlich für Studenten – mehr als für Autos.

Darüber hinaus sind Unfälle ein großes Thema. 2017 verzeichnete das Mobilitätssekretariat 59 Todesfälle unter Radfahrern. 2018 waren es sogar 63.

Zukunftsweisende Lösungen

Trotz all dieser Herausforderungen gibt es auch positive Initiativen. Wegen des Mangels an Schulbussen wurde das Programm „Al colegio en bici“ (Mit dem Fahrrad zur Schule) gestartet. Diese Initiative fördert nachhaltige Mobilität – und das mit Erfolg: Über eine Million Fahrten wurden bereits gezählt.

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Bogotá ist dadurch zur Vorreiterin nachhaltiger Schulmobilität geworden. Gerade deshalb sollte dieses Projekt weiter ausgebaut werden – es ist sicher, gesund und stärkt die Orientierung der Kinder in ihrer Stadt.

Ein weiteres Highlight: Die Universidad Nacional entwickelte ein Fahrzeug ähnlich einem Fahrradtaxi für bis zu sechs Kinder – ausgestattet mit Sicherheitsgurten, Helmen, Bremslichtern und Gepäckfächern.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Mobilität ist eines der größten Sorgenkinder der Stadt. Laut Umfragen berichten 61 % der Bürger, dass sich ihre Fahrzeiten verlängert haben. Experten betonen: Verkehrssicherheit, Nachhaltigkeit, Motorräder und öffentlicher Verkehr sind entscheidend für die Zukunft.

2018 gilt als das schlimmste Jahr für den Verkehr in Bogotá – doch gleichzeitig ist es ein Wendepunkt. Denn heute wird viel unternommen, um die Stadt lebenswerter zu machen.

Bogotá ist kompliziert, widersprüchlich, faszinierend – eine Stadt, die man liebt und hasst zugleich. Aber eines bleibt sicher: Auf zwei Rädern durch Bogotá zu fahren, ist und bleibt ein wahres Vergnügen.

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