Das Verständnis einer Kultur ist zweifellos keine einfache Aufgabe. Jede Kultur ist einzigartig und beeindruckend. Eine davon ist die arabische.
Das war etwas, das passieren musste, da die arabische Welt kulturell äußerst vielfältig ist.
Tatsächlich ist es eine Herausforderung für sich, die Vielfalt und Identitäten innerhalb der arabischen Welt zu verstehen.
Vielleicht ist einer der Wege, sich diesem Thema zu nähern, die Kunst. Institutionen und Organisationen in anderen Teilen der Welt ehren zunehmend die neue Generation von Filmemachern aus dem Nahen Osten mit arabischen Filmfestivals.
Aufstrebendes arabisches Kino

Obwohl die aufstrebenden arabischen Filmemacher weiterhin mit Finanzierungsproblemen und einem Mangel an etablierten Vertriebskanälen zu kämpfen haben, beginnen Künstler, immer mehr kommerziell tragfähige Filme zu produzieren.
Darüber hinaus decken die auf Festivals präsentierten Filme – sowohl im Nahen Osten als auch weltweit – ein breites Spektrum ab: von Kriegs-, Identitäts-, politischen oder sozialen Themen bis hin zu romantischen Komödien und Thrillern.
Um einen tieferen Einblick in die Welt des arabischen Kinos zu erhalten, war es für mich notwendig, einige Fragen zu stellen.
Die Idee war, ein breiteres Verständnis des Teams, der Ideale und der Vision dieses Filmfestivals zu bekommen.

Laura Viera A: Welches Land nimmt am meisten teil?
ALFILM: Das Festival ist nicht daran interessiert, die Produktionen eines Landes gegenüber anderen hervorzuheben. Es zielt darauf ab, qualitativ hochwertige Werke aus allen Ecken der arabischen Welt zu präsentieren. In dieser Ausgabe gibt es Filme aus verschiedenen Ländern, von Marokko, Algerien und Tunesien über Ägypten bis hin zu Libanon, Palästina, Syrien und Jordanien – und sogar bis in den Irak. Es geht nicht nur um die Vielfalt der Produktionsländer.
Ein verstärktes Interesse
Heutzutage scheint es ein verstärktes Interesse an Filmen aus der arabischen Welt zu geben. In diesem Fall geht es um das Arabische Filmfestival in Berlin.
Es ist entscheidend, Filme aus einer Region zu zeigen, die in den täglichen Mainstream-Nachrichten oft nur in einem bestimmten Licht dargestellt wird. Die verschiedenen Werke bieten Einblicke in das Alltagsleben und die Probleme der Menschen in der arabischen Welt, wie sie von Künstlern, die in dieser Region geboren und aufgewachsen sind, gesehen werden – und nicht von ausländischen Fotografen und Reportern, die sich nur für Bilder von Kriegen und Konflikten interessieren.
Das ALFILM wird von der Organisation **Makan – Zentrum für arabischen Film, Kunst und Kultur** organisiert. Seit seiner Gründung vermittelt die Organisation die facettenreiche arabische Kultur und dient als Vermittler für den interkulturellen Dialog durch Filme.
Laura Viera A: Gibt es ein besonderes Interesse an der arabischen Filmindustrie? Warum?
ALFILM: Diese Ausgabe der Berlinale zeigte eine beispiellose Anzahl von Filmen aus der arabischen Welt in allen Sektionen, darunter der tunesische Spielfilm *Hedi* (von Mohamed Ben Attia) im offiziellen Wettbewerb, der zwei wichtige Preise gewann – ein seltenes Ereignis.
Der libanesische Animationskurzfilm *Waves ’98* (von Ely Dagher) gewann die Goldene Palme für den besten Kurzfilm beim Cannes Film Festival 2015. Es war der erste Film aus der Region, der diese Auszeichnung erhielt, seit *Chronicle of the Years of Fire* von Mohammed Lakhdar-Hamina 1975 die Goldene Palme gewann.

Gegen den Strom
Laura Viera A: Gibt es Missverständnisse?
ALFILM: Es gibt natürlich Missverständnisse. Manche Menschen glauben nur, was die Medien ihnen präsentieren. Das könnte daran liegen, dass es keine anderen Perspektiven gibt, die dem Publikum zugänglich gemacht werden. Es ist nicht die Aufgabe des Festivals, das Publikum zu erziehen. Es strebt jedoch an, den Zuschauern unterschiedliche Perspektiven und Ansichten über die arabische Welt zu präsentieren, die in den Mainstream-Medien oft nicht gezeigt werden.
Die Arbeit der Organisation und des Festivals wird von einem Team kulturell engagierter Freiwilliger getragen.
Das Team hinter diesem beeindruckenden Projekt setzt sich aus Menschen mit unterschiedlichen beruflichen und persönlichen Hintergründen zusammen, die sich der Aufgabe verschrieben haben, diese außergewöhnlichen Meisterwerke auf die Leinwände Berlins zu bringen. So wird dem internationalen Publikum die Möglichkeit geboten, die arabische Welt in einem neuen Licht zu erleben.
In der 7. Ausgabe des Festivals wurden 51 Kurzfilme, Spielfilme und Dokumentarfilme gezeigt.
Das Arabische Filmfestival Berlin ist das größte Festival in Deutschland, das der Vielfalt des arabischen Kinos eine Plattform bietet.
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**Laura Viera A:** Wie nimmt das Berliner Publikum das Festival auf?
**ALFILM:** Das Publikum verfolgt das Festival mit jeder Ausgabe, und in diesem Jahr gab es ein wachsendes Interesse mit ausverkauften Vorstellungen. Das beweist, dass die Berliner an dieser Region der Welt interessiert sind und neugierig genug, um sie zu entdecken. Es geht jedoch nicht nur um Zuschauerzahlen, sondern auch um die Qualität der Diskussionen und Debatten, die die Vorführungen begleiten. Die Zuschauer nehmen an den Q&A-Sitzungen nach den Vorführungen teil und führen lebhafte Dialoge mit den Filmemachern.
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### **Die Bedeutung von Filmen**
**Laura Viera A:** Warum ist ein Festival wie dieses wichtig?
**ALFILM:** Es ist wichtig, dass das Berliner Publikum Filme aus dieser Region genauso sieht wie jeden anderen Film – sei es eine europäische Independent-Produktion, ein amerikanischer Blockbuster oder ein Film des Weltkinos. Filme aus der Region haben selten Vertriebsabkommen in Deutschland, daher ist es unerlässlich, eine Plattform zu haben, um diese Werke zu präsentieren und potenzielle Vertriebsabkommen zu sichern.
ALFILM ist stolz darauf, ebenso viele kreative Dokumentationen wie Spielfilme zu zeigen. Die Kurzfilme sind ebenfalls zwischen Fiktion und Dokumentation aufgeteilt, mit einem starken Fokus auf Animation in diesem Jahr, was beweist, wie vielfältig und dynamisch die Filmindustrie in der arabischen Welt heute ist.
Das ALFILM ist ein nicht-kommerzielles Filmfestival, das seit 2009 jährlich von der gemeinnützigen Organisation **Makan – Zentrum für arabischen Film, Kunst und Kultur** organisiert wird.
Sektionen des Festivals
Wie jedes wichtige Filmfestival gibt es verschiedene Sektionen:
OFFICIAL SELECTION: Neue Veröffentlichungen (Fiktion, Dokumentation und Kurzfilme) der letzten drei Jahre. Beispiele:
– *Very Big Shot* von Mirn Jean Bouchaya (Libanon/Katar, 2015): Die drei Brüder Ziad, Joe und Jad betreiben ein lukratives Drogengeschäft unter dem Deckmantel einer kleinen Pizzeria.
– *Much Loved* von Nabil Ayouch (Frankreich/Marokko, 2015): Der Film beleuchtet die harten Lebensumstände dreier Prostituierter, Noha, Randa und Soukaina, in Marrakesch.
– *In This Land Lay Graves of Mines* (Libanon/Frankreich, 2014): Eine Dokumentation von Reine Mitri, die die sektiererische Zersplitterung des Libanon Jahre nach dem Bürgerkrieg aufdeckt.

Die SPOTLIGHT Sektion umfasst zeitgenössische und historische arabische Filme, die thematisch kuratiert werden. Sie wird vom Hauptstadtkulturfonds gefördert.
In den letzten Jahren hat das Interesse an herausfordernden Themen zu ethnischen und religiösen Minderheiten in Literatur und Film zugenommen – insbesondere an arabisch-jüdischen Identitäten. Dabei ist es wichtig zu betonen, dass die politischen Voraussetzungen „jüdisch“ und „arabisch“ sowohl in der arabischen Welt als auch in Europa oft als gegensätzliche Pole dargestellt werden. Vor diesem Hintergrund bietet die SPOTLIGHT-Sektion historische und zeitgenössische Dokumentar- und Spielfilme, die arabisch-jüdische Identitäten darstellen. Ziel ist es, diese Identitäten als unverzichtbaren Bestandteil arabischer und jüdischer Kultur sowie des kollektiven Gedächtnisses zu verstehen und Brücken zu schlagen.
Darüber hinaus gibt es zwei Kurzfilmprogramme (einschließlich *Waves ‘98* von Ely Dagher, Gewinner der Palme d’Or 2015) sowie ein Experimentalfilmprogramm (z. B. *In the Future They Ate From the Finest Porcelain* von Larissa Sansour).
Das Festival widmet sich außerdem umfangreichen Retrospektiven zu den Werken bedeutender Filmemacher und Künstler des arabischen Kinos. Es bietet Podiumsdiskussionen, Performances, Vorträge sowie Filmvorführungen für Kinder an.
Zusammenfassung
Filme sind ein wesentlicher Bestandteil unserer Gesellschaft und haben sich zu einer reichen Kunstform entwickelt. Sie sind ein mächtiges Medium für Kultur, Bildung, Freizeit und sogar Politik.
Angesichts der Tatsache, dass Deutschland in den letzten Jahren Hunderttausende Flüchtlinge aus Syrien, Irak und Afghanistan aufgenommen hat, scheint es nur passend, dass ein solches Festival hier stattfindet.
Alles in allem sind Filme ein Spiegel der Gesellschaft, sowohl der Gegenwart als auch der Vergangenheit. Sie erzählen Geschichten und bieten Filmemachern aus der Region die Möglichkeit, neue Wege zu finden, ihre Geschichten auszudrücken und Lösungen für aktuelle Herausforderungen zu erkunden.