Oktoberfest von innen erlebt

Viel wurde über das Oktoberfest gesagt und geschrieben. Auch wir haben vor einiger Zeit einen Artikel darüber veröffentlicht – und wie könnten wir nicht? Schließlich handelt es sich um ein unglaubliches Fest!

Doch um ganz ehrlich zu sein: Dieses wundervolle Volksfest erlebt man ganz anders, wenn man vor Ort lebt – und mit vor Ort meinen wir natürlich München.

Grundlegende Informationen zum Oktoberfest

Beginnen wir mit den Basics: Das Oktoberfest findet jedes Jahr in München, Bayern, Deutschland statt – auf der berühmten Theresienwiese, die von Einheimischen liebevoll einfach Wiesn genannt wird.

Über sechs Millionen Menschen aus aller Welt besuchen jährlich das Event.

Diana Márquez © Solkes

Seit seiner ersten Auflage im Jahr 1810 ist das Oktoberfest ein fester Bestandteil der bayerischen Kultur – für viele Münchner ist es sogar die “fünfte Jahreszeit” und folgt ihren ganz eigenen Regeln und einer speziellen Etikette.

Unter den zahlreichen Attraktionen ist das „flüssige Gold“ zweifellos das Herzstück des Festes. Wie jedes Jahr werden auch diesmal wieder mehr als sechs Millionen Liter Bier ausgeschenkt.

Die Preise sind entsprechend: Eine Maß Bier – also ein ganzer Liter – kostet zwischen 9,70 € und 10,10 €. Viele Unternehmen geben ihren Gästen sogenannte Biermarken, die gegen Bier eingelöst werden können.

Laura Viera A © Solkes

Was viele nicht wissen: Das Oktoberfest ist keineswegs billig! Es ist im Grunde ein riesiger Club – tagsüber wie nachts – mit Nonstop-Unterhaltung, Live-Musik, Fahrgeschäften und zahlreichen Events.

Am einfachsten, schnellsten und sichersten ist die Anreise mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. In der Tat gibt es kaum eine bessere Option, um stressfrei zur Wiesn zu gelangen.

Doch wie entstand dieses Fest überhaupt? Die Ursprünge des Oktoberfests reichen zurück bis ins Jahr 1810.

Anlässlich der Hochzeit von Kronprinz Ludwig I. und Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen begann München am 13. Oktober mit einer Reihe von Festlichkeiten – darunter Konzerte, Bälle, Feuerwerke und eine Pferderennbahn am 17. Oktober.

Die Feier war so erfolgreich, dass sie im darauffolgenden Jahr wiederholt wurde – und so wurde der Grundstein für das Oktoberfest gelegt.

Das Erlebnis vor Ort – Leben wie ein Münchner

Die Bierzelte haben wochentags von 10:00 bis 22:30 Uhr geöffnet, an Wochenenden und Feiertagen bereits ab 9:00 Uhr. Ohne Reservierung empfiehlt es sich, frühzeitig da zu sein – vor allem am Eröffnungstag.

Viele Münchner stehen bereits ab 6:00 Uhr morgens in der Schlange, obwohl die Tore erst um 9:00 Uhr öffnen und das erste Bier erst ab 12:00 Uhr ausgeschenkt wird.

Nicolás Chamás Türk © Solkes

Ein Platz in einem vollen Zelt zu ergattern, ist alles andere als einfach. Und einmal raus – wieder rein? Schwierig. Einen neuen Platz zu finden, ist fast unmöglich.

Nicolás Chamás Türk © Solkes

Ein Insider-Tipp: Meiden Sie das zweite Wochenende – auch bekannt als das Italiener-Wochenende. Zehntausende italienische Touristen strömen in die Stadt, oft in Wohnwagen oder Zelten, was das Fest besonders voll und laut macht.

Die Theresienwiese verwandelt sich in ein buntes Meer aus Musik, Farben und Düften.

An jeder Ecke gibt es kulinarische Leckerbissen: Bratwürste, Brezn, Crêpes, Fleischgerichte, Kartoffeln und natürlich jede Menge Bier.

Bereits 1818 waren Karussells und Schaukeln Teil des Festes – und bis heute ist das Angebot an Fahrgeschäften riesig.

Die richtige Kleidung: Mehr als nur ein Kostüm

Was sich in den letzten Jahren deutlich verändert hat, ist die Kleidung. Der Druck, sich im traditionellen Outfit zu zeigen, ist groß – besonders wenn man in München lebt.

Laura Viera A © Solkes

Fast alle Besucher tragen Tracht – Männer in Lederhosen, Frauen im Dirndl. Wer sich traditionell kleidet, fühlt sich nicht nur weniger wie ein Tourist, sondern geht im festlichen Ambiente viel mehr auf. Viele Einheimische besitzen sogar geerbte Trachtenstücke, die über Generationen weitergegeben werden.

Achten Sie jedoch auf Qualität! Neongrelle oder funkelnde Dirndl mit Pailletten oder zu kurzen Röcken gelten als geschmacklos. Und beim Dirndl zählt sogar die Position der Schleife: Links gebunden heißt ledig, rechts bedeutet vergeben – also Obacht!

Historisch gesehen war das Dirndl übrigens ursprünglich Arbeitskleidung für Bäuerinnen und Hausmädchen. Ab dem späten 19. Jahrhundert wurde es wieder populär und ist heute ein Symbol bayerischer Identität.

Überraschenderweise gehen viele Münchner sogar im Trachtenoutfit zur Arbeit – und danach direkt auf die Wiesn.

Laura Viera A © Solkes

Das hat Tradition: Bereits im 16. Jahrhundert trugen die Menschen ihre Tracht im Alltag. Später begann die städtische Oberschicht, diese Kleidung als Symbol für das romantische Landleben wieder aufleben zu lassen.

Im Jahr 1835 wurde erstmals ein Trachten- und Schützenumzug ins Oktoberfest-Programm aufgenommen. Und 1883 gründete sich die erste Trachtenvereinigung (Trachtenverein), um das kulturelle Erbe lebendig zu halten.

Tragen Sie bequeme Schuhe – wirklich. In den Zelten wird es heiß, der Boden klebt, Bier fließt und Glasscherben liegen oft herum. Schutz und Komfort sind essenziell.

Noch ein Hinweis: In den Zelten gibt es das Bier nur in der Maß. Fragen Sie also nicht nach einem „Krug“ oder „Glas“ – das kennt man hier nicht.

Und vermeiden Sie unbedingt den Kotzhügel – eine kleine Wiese hinter den Zelten, wo sich Betrunkene niederlassen. Wer dort endet, wird von den Münchnern spöttisch als „Bierleiche“ bezeichnet.

Fazit: Mehr als nur ein Bierfest

Es sind überall viele Menschen unterwegs. Daher ist es ganz egal, was Sie anziehen – denken Sie daran, dass es in den Festzelten sehr warm werden kann – aber stellen Sie auf jeden Fall sicher, ein bequemes Paar Schuhe zu tragen. So können Sie den Tag genießen und gleichzeitig Ihre Füße vor Bier, Glasscherben und unabsichtlichem Getrampel schützen.

Alle Biere – mit Ausnahme des Weizenbiers – werden auf eine einzige Weise serviert: im Ein-Liter-Maßkrug. Bestellen Sie also keinen „Liter“ und auf keinen Fall eine „Karaffe“ – so nennt man das in Deutschland nicht. Es ist und bleibt ein Bierkrug.

Der sogenannte Kotzwiese, oder „Kotzhügel“, befindet sich am Fuße der Bavaria-Statue – einer riesigen Figur, die über die Theresienwiese blickt – hinter vielen der Festzelte. Dort landen diejenigen, die zu viel getrunken haben und sich zu einem kleinen Nickerchen niederlassen. Diese Menschen werden dann auch gerne als Bierleichen bezeichnet. Seien Sie nicht dieser Typ!

Carpa Oktoberfest
Nicolás Chamás Türk © Solkes

Ich kann es nicht oft genug sagen: Um die Wiesn wie ein echter Münchner zu erleben – oder generell München wie ein Einheimischer – geht es nicht nur ums Trinken. Es steckt so viel mehr dahinter. Verstehen Sie mich nicht falsch: Das Bierfest ist ein wichtiger Bestandteil, doch das Oktoberfest ist in Wahrheit eine große Hommage an alles, was bayerisch ist.

Neben den Zelten gibt es zahlreiche Fahrgeschäfte und klassische Jahrmarkt-Attraktionen – perfekt also, wenn Sie mit der Familie kommen möchten. Man muss kein Bier trinken, um sich im traditionellen Dirndl oder in der Lederhose zu kleiden oder die fröhliche Atmosphäre in den Zelten zu genießen. Und natürlich: das Essen!

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